Schaffhauser Erklärung
zum interreligiösen Dialog
wir leben zusammen

 

Erläuterungen zur Schaffhauser Erklärung

1. Die durch die Bundesverfassung garantierte Religionsfreiheit steht am Anfang und ist die Grundlage des Zusammenlebens. Sowohl für die christlichen Kirchen als etablierte Mehrheitsreligion als auch für die zugewanderten Religionsgemeinschaften ist die religiöse Pluralität eine Herausforderung. Von der Wahrheit der eigenen Religion Überzeugte müssen lernen, den Wahrheitsansprüchen anderer mit Respekt zu begegnen.

2. Ebenso ist das Bekenntnis zum Staat und zur Verfassung als übergeordneten Instanzen für die Religionsgemeinschaften keine Selbstverständlichkeit, kennen sie doch aus ihrer Geschichte und ihren Traditionen eine eigene Rechtsprechung und müssen dem Staat auch kritisch gegenüberstehen, wie es die christliche Bibel formuliert: Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.

3. Jahrhundertelang war das Christentum in der Schweiz Leitkultur, und auch viele Migranten kommen aus religiös homogenen Ländern. Dass die religiöse Vielfalt in der Gesellschaft nicht eine Bedrohung darstellt, sondern eine Bereicherung und Bestärkung der eigenen Identität, ist für alle Religionen ein Lernprozess. Am Anfang dieses Weges stehen das gegenseitige Kennenlernen, die Besuche und die Gastfreundschaft.

4. Es gibt keine Alternative zum Dialog und zur Zusammenarbeit. Abschottung und die Entstehung von Parallelgesellschaften sind ein Nährboden für ungute Entwicklungen. Wo es Plattformen für Begegnungen gibt, können im Gespräch Lösungen für aktuelle Probleme gefunden werden. Das Bewusstsein für diese neue Aufgabe muss in den einzelnen Gemeinschaften aber erst noch wachsen.

5. Das Bekenntnis zur Gewaltlosigkeit, wie es von dem Hindu Mahatma Gandhi formuliert wurde, muss in der heutigen Zeit betont werden, weil gerade die Religionen immer wieder dazu missbraucht werden, Gewalt gegen Andersdenkende zu rechtfertigen. Dabei ist es gerade die Suche nach Frieden und die Ehrfurcht vor dem Leben, wo die Religionen entdecken können, was sie verbindet und wofür man gemeinsam einstehen kann.