Schaffhauser Erklärung
zum interreligiösen Dialog
wir leben zusammen

 

Wir leben zusammen (Religion und Integration)

Bis zum Jahr 2001 war er einfach ein türkischer Gastarbeiter, aber nach den Anschlägen in New York sei er plötzlich als Muslim angesprochen worden, so erzählt ein Schaffhauser, der schon seit den 60er Jahren hier wohnt und arbeitet. Und ein Tamile, der auch schon seit über 20 Jahren in Schaffhausen lebt, berichtet von seiner Erfahrung, dass die Religion für ihn am Anfang kein grosses Thema war, sondern erst mit der Suche nach der eigenen Identität wichtiger wurde, und dass mit den Kindern der Wunsch aufkam, die eigene Religion und Kultur auch an die nächste Generation weiterzugeben.

Zugewanderte bringen ihre kulturellen und religiösen Traditionen mit. Was aber in ihrem Heimatland ein selbstverständlicher Teil des Lebens war, wird in der Fremde fragwürdig: Geht es darum, sich der neuen Umgebung möglichst anzupassen und sich von der Vergangenheit zu befreien? Oder bedeutet die religiöse Herkunft in der Fremde ein Stück Heimat und Identität? Und wie weit ist die einheimische Bevölkerung bereit, auch sichtbare Zeichen fremder Religionen zu akzeptieren? Und was bedeutet das in einer Gesellschaft, wo Religion Privatsache ist und wo es immer mehr Konfessionslose gibt?

Religiöse Verschiedenheit ist längst eine gesellschaftliche Realität. Religionen sind zudem keine homogenen Gruppen, sondern bestehen aus Menschen, die ihre Tradition auf verschiedene Arten leben, die sich auch untereinander verständigen und lernen müssen, Unterschiede stehen zu lassen.

«Wir leben zusammen» – Dieses Zusammenleben in Verschiedenheit gilt es zu gestalten, auch auf dem Gebiet der Religionen, die nicht ein Hindernis sind für die Integration, sondern mit ihrer Bindung an Gemeinschaft und ihrer Orientierung an Werten eine wichtige Hilfe bei der Identitätsfindung am neuen Ort.